Gelingt Führungswechsel in Kendal? Englische Partnerstadt sucht neue Wege zur Belebung der Rinteln-Kontakte
Rinteln. Die Träger der Städtepartnerschaft des nordenglischen Kendal zu Rinteln sind 22 Jahre nach der Gründung zumeist längst im Rentenalter. Und Nachwuchs ist wegen der hohen beruflichen und familiären Belastung bei jüngeren Berufstätigen kaum zu finden, heißt es zumindest. Zudem begünstigt die nur einjährige Amtszeit der dortigen Bürgermeister nicht gerade stabile langfristige Kontakte auf offizieller politischer Ebene. Die Städtepartnerschaft braucht in Kendal also einen neuen Kick.
Francis (74) und Peter Corrie (78) vom Vorstand des Twinning Committees in Kendal haben jetzt im Rahmen eies Besuchs bei Roswitha Hoekstra in Großenwieden ein gespräch mit Mike Middleton (Beisitzer) und Dietrich Lange (Vorsitzender) vom Rintelner Verein für Städtepartnerschaften geführt. Sie machen gerade einen Deutschlandurlaub, steuern auf ihrer 2000-Meilen-Autoreise noch Detmold, Dresden und Prag (Tschechien) an. Francis Corrie fühlt sich der Region auch durch seine Militärdienstzeit in Bielefeld von 1957 bis 1959 verbunden.
„Wir haben nur 41 persönliche Mitglieder und zehn kooperative, das sind Schulen, Chöre, Musikgruppen und ein Tennisclub“, sagt Peter Corrie, zuständig für die Mitgliederverwaltung. „Und wir verlieren jährlich Mitglieder durch Todesfälle, aber es kommt kaum jemand nach.“ Zum Vergleich: Der Rintelner Verein für Städtepartnerschaften hat mehr als doppelt so viele Mitglieder, Tendenz derzeit sogar steigend.
Im Vorstand bahnt sich ein Generationswechsel an. Philipp Ball, einst als Bürgermeister Mitgründer der Partnerschaft und vor zwei Jahren noch mal als Vorsitzender eingesprungen, will sein Amt abgeben. In zwei Wochen ist ein Meeting zur Suche eines neuen Vorstands. Balls Stellvertreterin Diane Innes, ehemalige Deutschlehrerin, ist zumindest Wunschkandidatin der Corries. Der beim Partnerschaftsjubiläum 2012 in Rinteln so interessiert wirkende Ex-Bürgermeister John Willshaw lebt inzwischen bei seinen Kindern in Südengland, die vorletzte Bürgermeisterin Sylvia Emmott ist noch zu stark im politischen Geschäft und mit anderen Ehrenämtern belastet.
Francis Corrie, Pressewartin des Twinning Committees, hofft, durch intensivierte Kontakte zur Wochenzeitung „Westmorland Gazette“ der Städtepartnerschaft wieder stärkere gesellschaftliche Wahrnehmung verschaffen zu können. Kochrezepte aus dem jeweils anderen Land in den örtlichen Zeitungen abdrucken, eine Kochshow mit Rintelner Spezialitäten, live zubereitet und (auf vorbereiteten Tellern) dem Publikum in Kendal zum Probieren serviert, das würde zum Beispiel beim „Wine and Food Festival“ im Frühjahr werbewirksam sein, sagt Francis Corrie, die noch vier andere Städtepartnerschaften im South Lakeland District betreut. Wie in Rinteln vorgemacht, erwartet sie von erfolgreichen Veranstaltungen Mitgliederzuwachs.
Dafür musste das Ehepaar aus Kendal aber Rintelner Plänen einen Dämpfer erteilen, 2015 eine Busgruppe zum Mint Festival am Ende der Sommerferien fahren zu lassen. Mangels Sponsoren soll dieses Fest erst wieder 2016 gefeiert werden. Also bleibt eher ein zweiter Versuch mit der Torchlight Procession und Landwirtschaftsschau im September. Dafür hatte es in diesem Jahr allerdings nur zwölf Anmeldungen gegeben, zu wenig, um die Kosten für Bus, Schiff und Hotel in zumutbarer Höhe umzulegen.
Immerhin: Die Corries hatten schon Verkaufsgüter der Behindertenhilfsorganisation WOSP aus Kendal für den Weihnachtsmarkt der Lebenshilfe Rinteln mitgebracht. Der Rest kommt im Dezember mit einer Delegation der WOSP. Und für 2015 ist ein Besuch der Kendal Concert Band beim Rintelner Altstadtfest sicher. Der geplante Besuch einer Delegation zur Eröffnung des Rintelner Adventszaubers wurde aber wegen zu geringer Nachfrage wieder abgesagt. SZ